Johanna Vogl

Nach ‘m 34er-Jahr, war da schon der Umbruch, war schon ziemlich illegal alles. – Und dann – Flugzettel verteilt, und – versucht, mit anderen zusammenzukommen und sie aktivieren auch. Naja, es war – sehr konspirativ, weil immer haben sich nur dürfen drei treffen, und die haben immer wieder nur sich mit anderen drei getroffen, damit sie so viel zusammenkommen. Aber dann, zum Schluss, sind eh eine ganze Partie eingesperrt worden. Und nach die acht Monate, was ich Einzelhaft gehabt hab’, da haben -, ich war schon ganz deppert, weil mit niemand‘ konnten wir sprechen, nichts konnten -. Aber dann war der, der Krieg in der Sowjetunion ist eingetreten, und da waren dann so viele Verhaftungen, da waren wir zu dritt in der Einzelzelle. Und da ist die Rosl Schüller, eine Genossin gekommen, die hat mich dann wieder zu einem Menschen gemacht. Wir waren dann später auch sehr befreundet miteinand’. Und wie die vier Jahre um waren, bin ich nach Wien gekommen, wieder. Aber nicht in die Freiheit, sondern wieder auf Transport ins -, nach Ravensbrück. Und dann bin ich am Zugangsblock gekommen, und zu der Zeit war in Ravensbrück schon die politische Organisation sehr gut, und es war auch eigentlich mein Glück, dann im Zugangsblock waren so viele Menschen. Und wenn das Essen gekommen ist, die Menschen haben sich hingestürzt auf das Essen, bin dann so, ich kann mich erinnern, oben irgendwo harmlos heruntergeschaut. Ich wär’ dort wahrscheinlich verhungert, wenn die Genossen nicht da gesessen wären. Ich war eigentlich nicht, nie krank. Ein einziges Mal hab’ ich Tuberkulose gehabt. Und da hat mich die Berner Mitzi – Tuberkulose haben Sie gehabt? Ja. Da ganz geschwollen. Und die Berner Mitzi hat mich gepflegt. Und einmal hab’ ich -, die Weisheitszähne waren kaputt, und die haben [sie] dann im Lager gezogen, ohne Narkose. Der [SS-Arzt] hat mich angebunden, und der hat die Zange bei an-, bei einer Kerze sterilisiert und hat die Weisheitszähne ohne alles herausgezogen. Hat er gesagt: „Schrei nur, schrei nur“, hat er gesagt. Und wir haben noch, die Politischen haben viel Gemeinsames [gemacht]. Am Sonntag konnten wir auf dem Block uns treffen, und da haben wir halt Feste gemacht und Weihnachtsfeier gemacht. Und dann, im, im Jänner ‘45, wie sie Auschwitz, wie das Auschwitz dann aufgelöst worden ist, sind die von Auschwitz gekommen. Und da haben sie auch in Ravensbrück die Gaskammer aufgemacht. Und einmal sind wir gegangen, und ich denk’ mir, es ist -, sind wir gestanden, und da hat irgendwas geleuchtet dort. Und ich habe gedacht: „Um vier Uhr in der Früh scheint jetzt schon die Sonne?“ Und hab’ so hingeschaut, und dabei war’s das, das Krematorium, die, was da gebrannt hat. Aber dann, am 30. April, hat es geheißen: “Wenn ihr nicht raus geht, dann werdet ihr erschossen.” Und da, wir waren, die Österreicherinnen und die Rotarmistinnen, wir waren die letzten, die hinausgegangen sind. Und die Rotarmistinnen haben noch 80 Kinder in einem Wagen mitgeführt. Und die haben uns hinausgetrieben. Sie haben dann noch Pakete ausgeteilt, aber, blöd, wie wir schon waren, wir haben – die Betty und die Hansi und [ich] – wir haben nichts mehr gekriegt. Weil, ich weiß nicht, wir waren halt so. Und dann haben sie uns hinausgetrieben. Vorn waren die Soldaten, und zwischen die Soldaten haben sie uns getrieben, und hinter uns waren wieder Soldaten, als Tarnung, damit sie wissen -, als Tarnung haben sie uns da [so] hinausgetrieben. Und da, da waren die Deutschen, da waren die Russen, und zwischen den Fronten haben sie uns durchgetrieben. Von Preßburg sind wir mit einem Militärzug bis nach Wien gekommen. Waren wir drei Wochen zu Fuß unterwegs. In der Tschechoslowakei haben sie gesagt, in Trnava war das, die haben gesagt, wir sollen dortbleiben, wir sollen uns ein bisschen ausruhen. Aber nein! Wir müssen nach Haus’. Aber es war fürchterlich. in Leopoldau sind wir von dem Zug herunter, und da haben die Leute gesagt: „Geht nicht mehr! Geht nicht hinein! Geht nicht hinein! Das, die Russen werden euch was machen, was -!“ Hab ich gesagt: „Uns hat drei Wochen keiner was gemacht, wir kommen aus’m KZ und wir wollen, wir wollen nach Haus’”. Die Wohnung in, in der [unverständlich]-straße, die war bombardiert. Und da hab ich eingereicht [unverständlich], damit mir was anderes bekommen. Und wir haben dann eine Siedlung bekommen – ich hab’s nicht gekriegt, weil die Eltern, die Eltern die Wohnung hergeben und die Siedlung, wir können dann in die Siedlung ziehen. Und der Vater war sehr glücklich darüber. Und wie mein Bruder dann vom Krieg nach Hause gekommen ist, hat er eben gesagt: „Wann gehst denn schon? Wann ziehst denn schon aus? Was willst du überhaupt noch da?” Und dann bin ich zu meiner, zu der Betty Hirsch gezogen, und war lange mit ihr beisammen, bis ich dann eine eigene Wohnung da gehabt hat. – Der war sehr unangenehm. Also der Bruder hat Sie dann aus dem Haus gedrängt? Bitte? Der Bruder hat Sie dann aus dem Haus, also, aus der Wohnung gedrängt? Jaja, ja. Und ich bin, nun, ich bin halt gegangen, weil – ich bin, ich geh’ so gern allen Konflikten aus dem Weg.

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