Elisabeth Fürst

Elisabeth FÜRST, geb. Haas, verwitwete Bachmann
Geboren am 28. März 1887 in Mülln (Salzburg)
Verfolgungsgrund: Vorbereitung zum „kommunistischen Hochverrat“
Biografische Daten
Urteil gegen Elisabeth Fürst

Leben vor der NS-Zeit
Die Lebensgeschichte von Elisabeth „Lisl“ Fürst lässt sich nur in Bruchstücken rekonstruieren. Zum Zeitpunkt ihrer Verhaftung am 1. April 1942 lebte sie in Wörgl, zunächst als Wirtschafterin, dann als Lebensgefährtin ihres späteren Ehemannes Michael Fürst. Ihren eigenen Angaben zufolge war sie seit 1934 verwitwet. Fürst war pensionierter Eisenbahner und Schuhmachermeister. Von Jugend an war er in der Gewerkschaft aktiv und übernahm verschiedene Funktionen in der lokalen SPÖ und dem Republikanischen Schutzbund. Wegen seiner Beteiligung an den Februarkämpfen 1934 im Raum Wörgl verbüßte er eine dreimonatige Haftstrafe. Wie viele enttäuschte Sozialdemokraten suchte er nach seiner Entlassung Kontakt zu KP-Kreisen, namentlich der Kufsteinerin Adele Stürzl. „In Parteikreisen galt er als radikales Element mit Oppositionsgeist.“ Ob Elisabeth die politische Überzeugung ihres Lebensgefährten teilte, muss offen bleiben.

Verhaftung
Michael Fürst war zwei Monate zuvor im Zusammenhang mit der Zerschlagung einer kommunistischen Widerstandsgruppe im Tiroler Unterland festgenommen worden. Die Anklageschrift warf Elisabeth zunächst vor, über die Beteiligung ihres Lebensgefährten im Widerstand in jeder Hinsicht informiert gewesen zu sein. Zur Last gelegt wurde ihr auch die Teilnahme an einem als Ausflug nach Mariastein bei Wörgl getarnten Treffen mit dem Berliner KP-Funktionär Robert Uhrig. Dieser hielt dort auf einer Waldlichtung einen Schulungsvortrag „in kommunistischem Sinne“. Die Anwesenheit Elisabeths bei dieser Zusammenkunft genügte der Gestapo, um sie mit der Gruppe in Verbindung zu bringen. Sie wurde – so wie auch Adele Obermayr und Elisabeth Salvenmoser aus Kufstein – in ein „Beschuldigten-Verzeichnis“ der Gestapo eingetragen.

KZ-Haft
Während Adele Stürzl in Innsbruck eine aus einer anderen Verurteilung stammende Haftstrafe zu verbüßen hatte, wurden die übrigen weiblichen Angeklagten in das Konzentrationslager Ravensbrück eingeliefert. Briefe Adele Obermayrs und die Erinnerungen der Innsbruckerin Carmella Flöck liefern Hinweise auf das gemeinsame Schicksal im Lager. „Hier auf Block 8, lernte ich Lisl Fürst aus Wörgl kennen. Sie war schon etwas länger hier und als Tirolerinnen schlossen wir uns gleich etwas enger an.“ Flöck war dankbar für diesen Kontakt mit den anderen Frauen, die als Kommunistinnen auf einen Rückhalt Gleichgesinnter zählen konnten, der ihr fehlte. Ende August 1943 war sie wieder allein: Fürst, Obermayr und Salvenmoser wurden für die, wie es schien bevorstehenden, Verhandlungen nach Innsbruck überstellt.

Verhandlung
Elisabeth Fürst (damals Bachmann) stand allerdings erst am 11. Juli 1944 vor einem Senat des Oberlandesgerichtes Wien. Von einer Anklage vor dem Volksgerichtshof, der wenige Monate zuvor Adele Stürzl und sechs weitere Beschuldigte zum Tode verurteilt hatte, hatte die Staatsanwaltschaft abgesehen. Die Richter hielten Elisabeth Fürst zugute, dass sie Michael Fürst offenbar wiederholt wegen seiner politischen Betätigung gewarnt und am Vortrag Robert Uhrigs in Mariastein wenig Interesse gezeigt habe. Dass sie über den Zweck des Ausflugs vorab informiert gewesen war, konnte ihr nicht nachgewiesen werden. Fürst selbst hatte sich offenbar in den Verhören durch die Gestapo bemüht, sie zu entlasten. So blieb am Ende nur der Tatvorwurf der unterlassenen Anzeige eines hochverräterischen Unternehmens (§ 139 RStGB) übrig und auch hier zeigten die Richter Verständnis: „Die Angeklagte hätte mit ihrer Anzeige ihren Lebensgefährten und Versorger Michael Fürst preisgeben müssen, es liegt daher ein besonders schwerer Fall nicht vor.“ Das Urteil lautete auf ein Jahr und sechs Monate Gefängnis, die durch die Untersuchungshaft verbüßt waren.

Leben nach dem Nationalsozialismus
Auch Fürst, wegen Vorbereitung zum kommunistischen Hochverrat zu einer Zuchthausstrafe von 12 Jahren verurteilt, überlebte die NS-Zeit. Am 4. August 1945 heiratete er Elisabeth Bachmann, verstarb aber bereits im darauffolgenden Jahr. Die gesundheitlichen Folgen ihrer mehr als zweijährigen Haft zwangen sie 1948, die Schuhmacherwerkstatt ihres Ehemannes aufzugeben. Die Bemühungen um eine Haftentschädigung erwiesen sich als äußerst langwierig. Elisabeth schien unter ihrem verheirateten Namen in keiner Häftlingskartei auf und hatte dadurch Mühe, ihre Verurteilung und ihre Aufenthalte in Ravensbrück und diversen Gefängnissen nachzuweisen. Sie starb am 19. April 1974 im Altersheim der Stadt Wörgl.

© Gisela Hormayr

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