Gisela Schütter

Gisela SCHÜTTER, geschiedene Resch
Geboren am 26. Juni 1904
in Edlach (Niederösterreich)
Verfolgungsgrund: Politischer Widerstand
(Hilfeleistung für holländische Polizeigefangene)
Biografische Daten
Foto von Gisela Schütter aus der
Amtsbescheinigung


Bescheid, in dem Gisela Schütter nicht als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt wird (Quelle: Niederösterreichisches Landesarchiv)


Abschrift der Stellungnahme der ehemali-
gen Gefangenen aus den Niederlanden (Quelle: Niederösterreichisches Landesarchiv)


Auswanderung in die Niederlande
Gisela wurde 1904 im niederösterreichischen Edlach geboren. Ihr Vater kehrte nicht mehr aus dem Ersten Weltkrieg zurück. Mit vierzehn begann sie, in der Hirtenberger Patronenfabrik zu arbeiten, später war sie Textilarbeiterin bei der Kammgarn-Fabrik in Bad Vöslau und Weberin. 1922 heiratete sie Augustin Resch, von dem sie sich 1929 wieder scheiden ließ. Im Jahr darauf wanderte Gisela in die Niederlande aus und arbeitete bei mehreren Familien als Haushälterin.

Meldepflicht für deutsche Reichsangehörige
Am 6. Mai 1940 marschierte die Deutsche Wehrmacht in die Niederlande ein. Die Staatsangehörigen des Deutschen Reiches wurden aufgefordert, sich bei den Besatzern zu melden. Gisela leistete dem keine Folge und blieb weiter bei einer niederländischen Familie im Dienst. Am 15. April 1942 wurde sie entdeckt und zur Arbeit als Dolmetscherin und Schreibkraft im Gestapo-Gefängnis Scheveningen verpflichtet. Da DolmetscherInnen zu diesem Zeitpunkt dringend gesucht wurden, entging Gisela einer Bestrafung wegen der Nicht-Meldung.

Solidarität mit niederländischen Gefangenen
Die Arbeit bei der Gestapo nützte Gisela für Hilfsaktionen: „Die mir im Gefängnis zugewiesene Arbeit mit stellvertretender Aufsicht hatte ich benützt, um der mir lieb gewordenen holländischen Bevölkerung zu helfen, wo es anging.“ Im Opferfürsorgeakt von Gisela Schütter befindet sich neben dieser Aussage, auch eine Bestätigung von niederländischen Gefangenen. Sie gaben nach dem Krieg an, dass Gisela „in jeder Beziehung Bildung und ein christliches Gemüt gezeigt und mit vielen Gefahren Briefe für die Gefangenen herein und hinaus geschmuggelt [hat].“

Haftzeit
Im Juni 1943 wurde sie verraten und im selben Gefängnis in Einzelhaft gesteckt: „Die Kost war gering, die Zelle hatte kalte feuchte Luft.“ Ende November wurde sie nach Cleve überstellt, wo sie von einem Polizeigericht zu einem Jahr KZ-Haft verurteilt wurde. Am 16. Februar 1944 kam sie im KZ Ravensbrück an. Während ihrer Haftzeit magerte sie von 54 kg auf 38 kg ab. Am 31. Mai 1944 wurde sie – gesundheitlich schwer angeschlagen – entlassen. Sie kehrte nach Den Haag zurück, versteckte sich und arbeitete als Näherin. Im September 1944 ging sie nach Österreich. Sie fand Arbeit in Wien, litt aber unter den Bombenangriffen.

Schikanen in der Zweiten Republik
1947 suchte Gisela erstmals um die Ausstellung einer Amtsbescheinigung, die Voraussetzung für den Bezug von Opferfürsorge, an. Während die ehemaligen niederländischen Gefangenen hofften, dass sie „einmal für ihre Wohltaten belohnt“ werde, lehnte die Bezirkshauptmannschaft Baden ihren Antrag auf Opferfürsorge ab. Die Beamten vertraten die Meinung, dass Giselas Widerstand kein „Einsatz für ein freies und demokratisches Österreich“ gewesen sei. Der Entscheidung der Behörde entgegnete Gisela mit folgendem Einspruch:
„Ich habe alles getan, um der deutschen Besatzung nicht in den Arm zu fallen, und so für meine Heimat das erforderliche Opfer gebracht. Als Österreicherin für Menschenrecht zu kämpfen und so Opfer zu bringen, ist Kampf für die Demokratie und Heimat.“
Erst 1954 wurde ihr eine Amtsbescheinigung ausgestellt. In den folgenden Jahren verlor Gisela aufgrund ihres haftbedingten schlechten Gesundheitszustandes immer wieder ihre Arbeit. Die Behörde stellte sich aber gegen eine Erhöhung der Opferfürsorge. 1988 verstarb Gisela 84-jährig in Baden.

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