Ida Huttary

Ida HUTTARY, geb. Schönpflug
Geboren am 13. April 1918
in Brunn am Gebirge (Niederösterreich)
Verfolgungsgrund: Politischer Widerstand (Beherbergung eines Fallschirmspringers)
Link zum Filmportrait
Biografische Daten
Ida Huttary mit ihrem Ehemann Adolf
(Quelle: Privatarchiv Familie Huttary)



Kinder von Ida und Adolf Huttary (Quelle: Privatarchiv Familie Huttary)


Gesuch der Mutter ihre Tochter aus der Schutzhaft zu entlassen, Seite 1 (Quelle: Opferfürsorgeakt, Niederösterreichische Landesregierung)


Gesuch der Mutter ihre Tochter aus der Schutzhaft zu entlassen, Seite 2 (Quelle: Opferfürsorgeakt, Niederösterreichische Landesregierung)


Ida Huttary (rechts) mit ihrer Freundin Gusti Winter (Quelle: Privatarchiv Familie Huttary)

Leben vor der Verhaftung
Vor ihrer Verhaftung lebte Ida mit ihrem Mann Adolf, den Schwiegereltern und ihrem zweijährigen Sohn Fredi in einer Zweizimmerwohnung in Brunn am Gebirge. Das Ehepaar arbeitete für die Wehrmacht. Adolf war Ausbildner und Ida war in der Bekleidungsausgabe für Soldaten tätig.

Der Schwager Adalbert Huttary gehörte gemeinsam mit seinem Vater – beide überzeugte Kommunisten – einer Widerstandszelle in Brunn am Gebirge an. Ida kam aus einer sozialdemokratisch eingestellten Familie. Nachdem Adalbert 1942 zur Wehrmacht eingezogen worden war, lief er beim Einsatz in der Sowjetunion zur Roten Armee über. Er wurde zum Funker ausgebildet und nach England gebracht. Im Jänner 1944 wurde er als Fallschirmspringer südlich von Wien abgesetzt. Da seine Kontaktadresse nicht mehr funktionierte, suchte er bei seiner Familie Zuflucht. [1] Für diese – inklusive der Schwägerin Ida – war es eine Selbstverständlichkeit, Adalbert bei sich aufzunehmen, obwohl dies für alle eine große Belastung war, wie sich Ida im Interview erinnerte. „Die drei Monate waren furchtbar für uns, nur ein Zittern, weil kaum ist der Wind gegangen, dachten wir schon, sie kommen.“ Die Gestapo kam tatsächlich und verhaftete die ganze Familie.

KZ-Haft
Nach viereinhalb Monaten Gestapohaft in Wien wurden die Frauen nach Ravensbrück überstellt, der Schwiegervater nach Dachau verschleppt, Adalbert mehrfach unter Folter verhört. Alle Huttary-Frauen kamen in den Block 5. Die Schwiegermutter Karoline Huttary war bereits 67 Jahre alt, gemeinsam mit ihrer 53 Jahre alten Schwester musste sie Strickarbeiten verrichten. Ida kam zuerst in das Straßenbau-Kommando, wo sie körperlich anstrengende Arbeit verrichten musste. Dann wurde sie durch die Vermittlung der Wienerin Berti Lauscher in der Effektenkammer eingesetzt. Beide Verwandte, um die sich Ida sehr kümmerte, wurden im Winter 1944/45 ins „Jugend-KZ“ Uckermark verschleppt, was für viele das Todesurteil bedeutete. Ida setzte alles daran, dass die beiden Frauen wieder nach Ravensbrück zurückkamen. Dies gelang, aber kurze Zeit nach ihrer Rücküberstellung starben sie. Auch Brunhilde Holzer, eine Freundin der Familie, die mitverhaftet wurde, erlebte die Befreiung nicht. Ida wurde auf einen Evakuierungsmarsch nach Malchow, ein Nebenlager von Ravensbrück, geschickt. Dort gelang es ihr, mit mehreren Kameradinnen zu fliehen. Sie kamen auf einem Bauernhof unter, wo sie gut verpflegt wurden.

Rückkehr
Auch auf dem Heimweg wurde Ida viel Unterstützung zuteil, in Wien angekommen endete diese: Der Straßenbahnfahrer sah nicht ein, dass Ida kein Geld für die Straßenbahn hatte, weil sie gerade aus dem KZ kam. Ein Fahrgast bezahlte ihr schließlich eine Fahrkarte. Am 17. Juni 1945 kam sie zu Hause an. Ihr Schwiegervater kehrte nicht mehr aus Dachau zurück. Idas Mann war von einem Militärgericht zu neun Monaten „Frontbewährung“ verurteilt worden. In Aachen war er in britische Kriegsgefangenschaft geraten und kehrte erst zu Ostern 1946 zu Ida zurück. Im Oktober 1945 holte sie ihren Sohn, der während der Haft bei ihrer Schwester in Bayern untergebracht war, wieder zu sich. Es dauerte ein paar Tage, bis der damals Dreijährige wieder Vertrauen zu Ida fasste, da er in der Zwischenzeit ihre Schwester als Mutter angenommen hatte. In mehreren Interviews erzählte Ida, dass die Rückkehr zum Sohn die ausschlaggebende Motivation zum Überleben gewesen war.

[1] Vgl. zum Widerstandsnetzwerk, in das die Familie Huttary eingebunden war: Brigitte Halbmayr, „Das war eine Selbstverständlichkeit, dass wir da geholfen haben.“ Die Fallschirmagenten Albert Huttary und Josef Zettler und ihre UnterstützerInnen – ein Fallbeispiel. In: Dokumentatisonsarchiv des österreichischen Widerstands (Hg.), Jahrbuch 2009, Schwerpunkt: Bewaffneter Widerstand – Widerstand im Militär (Wien 2009), S. 176-204.





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