Cäcilie Ludwig

Cäcilie LUDWIG, geb. Siegfried
Geboren am 10. März 1920
Verfolgungsgrund: „Zigeunerin“
Biografische Daten


Antrag auf die Ausstellung einer Amtsbescheinigung, Seite 1 (Quelle: DÖW)


Antrag auf die Ausstellung einer Amtsbescheinigung, Seite 2 (Quelle: DÖW)
Versuchte Heirat
Cäcilie Ludwig wurde 1920 im oberösterreichischen Pimpfing geboren. Nach einer fünfjährigen Lebensgemeinschaft mit Josef Ludwig, aus der drei Kinder hervorgegangen waren, beschloss das Paar 1942 zu heiraten. Durch das Heiratsansuchen stießen die Behörden auf ihre Großmutter, die laut Polizei eine „Zigeunerin“ gewesen wäre. Das Paar wurde gezwungen, den gemeinsamen Haushalt in Rainberg (Niederösterreich) aufzulösen, da Cäcilie „Zigeunermischling“ sei. Sie zog daraufhin zu Josefs Mutter nach Wieselburg.

Der Gendarmerieinspektor von St. Leonhard erklärte Josef Ludwig, sie dürften weiterhin zusammen leben, wenn sich beide sterilisieren ließen. Als Cäcilie um Sterilisierung ansuchte, wurde sie – so ihre Angaben im Opferfürsorgeakt – nur höhnisch darauf hingewiesen, dass sie trotzdem nicht bei ihrer Familie bleiben dürfe. Daraufhin habe sie verärgert und ohne etwas zu unterschreiben den Gendarmerieposten verlassen.

Verhaftung
Am 4. April 1943 wurde sie von demselben Gendarmeriebeamten und dessen Kollegen abgeholt. Die Familie ihres Mannes versuchte noch ein letztes Mal, mit ihr zu sprechen. Die Gendarmen verhinderten dies und teilten der Familie mit, dass sie über die Verhaftung froh sein sollten, da Cäcilie erblich belastet sei. Dem Schwager gegenüber behauptete der Gendarmeriebeamte, sie hätte die Sterilisation verweigert und müsse daher verhaftet werden. Zudem wurde dem Schwager mitgeteilt, dass Cäcilies Familie einen schlechten Leumund hätte.

Cäcilie wurde mit dem Zug nach Wien in das Polizeigefängnis Rossauer Lände gebracht. Auch ihre Kinder wurden verhaftet, da sie als sogenannte „Zigeunermischlinge“ galten. In Wien traf sie ihre beiden minderjährigen Schwestern, die 13-jährige Albine und die 15-jährige Ida. Am 8. April 1943 wurde sie zusammen mit ihren Kindern und ihren Schwestern nach Auschwitz-Birkenau deportiert.

Mutterschaft in der KZ-Haft
Im dortigen „Zigeunerfamilienlager“ herrschten katastrophale Zustände. Vierzehn Tage nach der Ankunft starb ihre vierjährige Tochter Erika an Typhus. Sechs Wochen später starb ihre dreijährige Rosmarie, ebenfalls an Typhus. Im August 1943 wurde Cäcilie schließlich mit ihrem fünfjährigen Sohn nach Ravensbrück überstellt und dort zwangssterilisiert. Doch die „Reise“ war damit noch nicht zu Ende. Am 2. März 1945 wurde sie mit einem Transport nach Mauthausen geschickt, wo sie erst am 7. März 1945 ankam. Von hier ging der Transport zehn Tage später weiter nach Bergen-Belsen. In Bergen-Belsen starb ihr letztes Kind, Josef, an Typhus. Nach der Befreiung in Bergen-Belsen kehrte sie nach Wieselburg zurück.

Rückkehr in die Heimat
Im August 1945, wenige Monate nach der Befreiung, heiratete sie den Vater ihrer ermordeten Kinder. 1947 wollte Cäcilia Ludwig jenen Gendarmeriebeamten aus Wieselburg belangen, der ihr vor der Deportation ein schlechtes Leumundszeugnis ausgestellt hatte. Der Bürgermeister legte ihr dies als Racheakt an jemanden, der nur seine Pflicht getan hatte, aus. Der besagte Gendermariebeamte konnte sich bei seiner Stellungnahme zwar noch an die genauen Umstände der Verhaftung erinnern. Allerdings behauptete er, nicht mehr zu wissen, ob sie von seinem Gendarmerieposten in Wieselburg verhaftet worden sei, ebenso sein Kollege vom Gendermarieposten St. Leohnhard am Forst. Beide betonten, dass die Familie zwar nicht strafrechtlich bekannt gewesen sei, jedoch keinen guten Ruf genossen habe. Für die beiden Gendarmen hatten diese Handlungen kein Nachspiel.

1988 verstarb Cäcilie 68-jährig in Wieselburg.

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