Ich beginne von vorne, ich bin 1916 hier in meiner Nachbarschaft, das ist mein Elternhaus, geboren. Wir waren sieben Kinder, wovon wir im Krieg die Hälfte verloren haben, das war eine große erschütternde Tragik, alle meine Brüder liegen in fremder Erde. Es gab viel Trauer im Haus, meine Mutter ist fast zusammengebrochen. Ich habe mit 17 Jahren mein Elternhaus verlassen, weil sieben Kinder können nicht zu Hause sein, und da habe ich mir selbst meinen Beruf als Chemielaborantin aufgebaut, und habe mit 19 Jahren meinen Mann kennengelernt. Er war meine große Liebe, war aber ein politisch engagierter Mensch, und war schon mit 24 Jahren Abgeordneter in der Gemeinde, mit 24 Jahren ist er schon in der Gemeindestube gesessen. Mein Vater hat mich gewarnt, er hat seine Kinder immer behütet, und hat zu mir gesagt, weil Anni ist mein Name, heirate nie einen Politiker, sonst bist du stets in Gefahr. Das hat aber nichts genützt, die Liebe war so groß.
Im 38er Jahr, als dann der Hitler kam, kam auch für uns eine böse Überraschung mit dem Faschismus ins Haus, denn mein Vater war Abgeordneter auch der Sozialdemokratie, der alten, mein Mann aber war junger Kommunist. Sie haben sich irgendwie wohl verstanden, aber das Radikale des Kommunismus, das hat mein Vater nicht wollen, er ist mehr für die humane Sache gewesen, sie haben sich aber dann geeinigt, wie sie gesehen haben, wie die politische Entwicklung kommt. Ich selbst war politisch nicht indifferent, aber das war nicht meine Aufgabe, mich in politische .. Ich habe einen so schweren Beruf gehabt, der hat mich voll gefesselt, und ich war auch so gewissenhaft, dass ich nachts nicht schlafen konnte.
Der Ehemann von Anna Borst, Hubert Knes, baute in Kärnten eine Widerstandsbewegung auf. In Folge dessen musste er sich verstecken. Unterschlupf fand er vor allem bei seiner Frau Anna, die ihn über drei Jahre versorgte. Hubert setzte auch im Versteck seine Widerstandstätigkeit fort. Im Jahr 1944 strebte er gemeinsame Aktivitäten mit den Partisanen der Umgebung an, die Gruppen traten in Verhandlungen.
das war das Jahr 1944, und seit 40 war er schon flüchtig, und seit 41 zum Tod verurteilt dreimal. Also das ist ein schwieriger Weg. Wie meine Eltern das erfahren haben, ich habe ihn bei mir versteckt, konnten sie acht Tage nicht schlafen. Solche Sorgen haben sie gehabt, wo tue ich einen Todeskandidaten hin, natürlich haben sie mir Lebensmittel gegeben, mehr, ist ja klar, wir können ja nicht stehlen gehen, ein Mann muß ja von was leben, ein großer Mann, aber Konferenzen hat er dann immer in einem Wald gehabt.
Hubert musste abermals in den Wald flüchten, das Versteck bei seiner Frau bzw. deren Eltern war für alle Beteiligten zu gefährlich geworden. Um seine Frau noch einmal zu sehen, ließ Hubert sie zu einem Treffen holen.
und einmal wie ich will die Apotheke verlassen […] und zum Autobus gehen will, steht ein Mann vor der Türe in einem Trenchcoat, ein eleganter Herr in einem Trenchcoat, und spricht mich an und sagt, guten Abend Frau Anni, fahren Sie wieder nach Hause?, da habe ich gedacht, du kannst genauso von der Gestapo sein, die haben ja das alles gewusst, ich habe niemandem mehr getraut, ich habe schon unter Verfolgungswahn gelitten, ich habe niemandem mehr getraut. […] Und er redet und redet und sagt dann zu mir, bevor ich zum Auto komme, ich soll Ihnen einen schönen Gruß sagen vom Peter, der illegale Name von meinem Mann. […] der Peter ist in Villach untergebracht in einer Villa, aber er muss sich verabschieden endgültig und er will eine letzte Zusammenkunft mit Ihnen haben, Sie möchten morgen Abend, das wäre dann ein Samstag gewesen, nach Villach fahren und in die Hauserstraße 34, und wenn Sie in Villach am Bahnhof ankommen, sollen Sie die Letzte aus dem Zug aussteigen und am Bahnhofsgelände wird sich ein Student befinden, der wird als Kennungszeichen eine zusammengerollte Zeitung in der linken Hand haben, und Sie sollen dann möglichst auch so ein Kennzeichen haben. Jetzt habe ich ihm angefangen zu glauben, irgendwo muss er ja sein. Werden Sie das tun? Da habe ich gesagt, das weiß ich nicht, da habe ich noch nicht gesagt, ja, ich komme, wir sind so auseinander gegangen. […] Ich läute bei der Frau Ragednig an, macht mir eine Frau, eine blonde hübsche Frau auf, und sagt, sind Sie die Frau Anni? Ich sage ja, hat sie gelacht und hat mich hineingelassen ins Wohnzimmer und da ist mein Mann in einer Clubgarnitur gesessen, ist aufgesprungen und hat mich umarmt. Aber er war sehr ernst, er war sehr ernst und hat unter anderem, und ich habe ihm dann ausgepackt, für alle zum Essen und alles, und dann war er sehr ernst, hat er gesagt, du mein Weg, dorthin wo ich nie wollte, aber ich muss, ist jetzt fix. Ich muss mich jetzt den Partisanen anschließen, aber ich habe erst gestern abends erfahren, dass heute hier in der Wohnung von dieser Ragednig, von der Hausmeisterin, eine große illegale Konferenz ist, ich hätte dich sonst nicht bestellt, aber jetzt habe ich das erst erfahren. Sage ich, um Gottes Willen, ich will das ja nicht wissen, ich will das nicht hören, das belastet mich ja nur.
Dem arrangierten Wiedersehen im Mai 1944 folgte noch in derselben Nacht die Verhaftung der Eheleute.
bin ich oben geblieben und dort sind wir um fünf Uhr früh aus den Betten verhaftet worden. Auf einmal ist das Bett umstellt, Hände hoch, alles voll Gestapo, verraten worden die Sitzung. […] Aber bevor wir uns angekleidet haben, meine Handtasche war am Tisch vor den Betten, und da ist schon drinnen gewesen mein Pass, Anna Knes soundso, und er war der gesuchte Knes, den sie schon viereinhalb Jahre gesucht haben. Und dann habe ich gedacht, jetzt ist es aus, jetzt ist es aus, das Leben ist begraben und mit dem musst du leben, das haben wir jetzt viereinhalb Jahre gemacht und jetzt ist es aus. […] das war der 15. Mai 44, das war mein Hafttag, da bin ich ins Bezirksgericht Villach gekommen. […] Da höre ich um zehn in der Nacht ein entsetzliches Schreien und Brüllen. Da bin ich immer zur Zelle gegangen, hingeschlichen, da war hoch oben ein Guckloch, habe dieses Guckloch aufgemacht und gehorcht, habe ich noch immer gehört die Gestapo schlagen mit diesen Gummiknüttel haben sie geschlagen, Gummiknüttel, wo Stahl drinnen ist. Werden Sie die Wahrheit sagen, lügen Sie nicht, ist es gegangen, Sie Schweinkerl, und so, und ich habe das Opfer nicht gehört, aber habe ich gedacht, das kann niemand anderer sein wie mein Mann. Ich habe die Schläge bis in meine Seele gespürt, da auch, und da hat er gesagt, ich habe dann vernommen, Geräusche, das Opfer hat sich nur dadurch bekanntgemacht, das war mir wohl völlig fremd, dass er geröchelt hat wie ein Tier, das am Umkommen ist, so „Ah“ hat er gemacht so, geröchelt hat er nur mehr. Das war mein Mann, da bin ich dieselbe Nacht noch draufgekommen, ich habe so gezittert auf Händen und Füßen und ich konnte nicht schlafen.
Anna Borst wurde in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück deportiert. Ihr Mann wurde – nach neuerlicher Flucht aus der Haft – Ende April 1945 von seinen Verfolgern im Wald erschossen.
Das Lager ist überfüllt, das war 17. August 44, am Geburtstag meines Vaters habe ich das Lager betreten. Dort sind wir dann mangelhaft versorgt oder überhaupt nicht, ich weiß nicht, ob wir einmal was gekriegt haben, dort sind wir drei Tage und drei Nächte auf offener Wiese auf der Erde gelegen, und die haben einen Zug hat die SS nach dem anderen Häftlinge gebracht. […] Ein Meer von Häftlingen war auf der Wiese zwischen den Baracken gelagert. Wir konnten nicht aufgenommen werden, weil kein Platz war. […] Den vierten Tag sind wir glaube ich aufgenommen worden, dann sind wir in die erste Aufnahmebaracke gekommen. […] … war kein Klo mehr im Lager, da hat man einfach außerhalb der Halle, der Lagerhalle eine Latrine gemacht, eine Stange und eine Grube und da bist du hin und hast müssen deine Not verrichten, Maria, ich habe zu der Jug Anni gesagt, sind wir am Strohsack gelegen, natürlich noch dein Gewand an, hast ja nichts können ausziehen, wir haben nur von der Unterhose, da hat man noch so Unterhosen gehabt, ich habe der Mama geschrieben, mei schick’ mir eine Unterhose, hat sie von ihr eine geschickt, so eine warme, die innen pelzig war, eine rosarote, haben sie früher so getragen. Ja, ich werde Euch was sagen, die habe ich angehabt von Oktober bis März, ohne waschen, ohne waschen habe ich die von Oktober bis März angehabt. Die hast nicht waschen können, du konntest sie nicht aufhängen, denn sonst war sie weg. Und sie haben gesagt, die Schweine stinken, haben sie gesagt. Unmenschlich. Das kann man ja in Worten nicht beschreiben und ich bin auch nicht gewohnt, das jemandem, so einem blöden Menschen, jemand das zu erzählen, weil das klingt so, das klingt so fatal unwürdig, unmenschlich, unmöglich einfach, das kann es nicht geben, das gibt es nicht.
Anna Borst kam wegen einer schweren Erkrankung ins „Revier“, wie die Krankenbaracke genannt wurde
Haben sie mich hinaufgehoben in die zweite Etage in dieses Bett und ein altes Weiberl ist dort drinnen gelegen und das war eine Deutsche, eine von der Dresdner Gegend, ein altes Mutterle, die hat die Decke schon so aufgemacht und ich habe aber mein, alles, mein Häftlingsgewand, einen alten Mantel, was man gehabt hat, gleich angelassen und samt dem haben sie mich hineingeschmissen ins Bett. Und mich hat es so gegraust, ich habe gesehen, dass die Frau Akne hat, gehabt am ganzen Körper, Pickel, und der ganze Bezug, da war noch so ein weiß-blau karierter Bezug, der ist gestanden vor Dreck und vor Eiterdippel und Blut, und ich habe mich von dem Weiberl dann weggedreht, so krank ich war mit meinem hohen Fieber, habe mich so weggedreht und sie hat mich beschützen wollen wie ein Mutterle und ist immer mir nach und hat mich zugedeckt. […] eine solche französische Ärztin ist nachts bei mir hinaufgestiegen und hat mich das erste Mal, da bin ich schon drei Tage mit dem Fieber dort gelegen zum Hinwerden, gefragt, ja was dir fehlen. Habe ich gesagt, keine Mensa, aber Blut. Dann hat sie Befund genommen, dann ist sie gegangen auswerten, dann ist sie wiedergekommen, dann hat sie gesagt, du seien schwer krank, du haben Nierenblutung, Körper versagen, Nierenblutung. […] Dann habe ich gesagt, dann muss ich wohl sterben im Lager, dann hat sie gesagt, warum bist du eingesperrt, von wo bist du. Sage ich österreichisch-jugoslawische Grenze. Aha. Und warum eingesperrt? Sage ich wegen meinem Mann. Mein Mann zum Tode verurteilt, nicht wissen wo, habe ich gesagt, ich nicht wissen wo, Partisanen-Geschichte. Gut, hat sie gesagt, ich dir helfen, ich dir helfen. Ist sie gekommen, hat sie der SS Injektionen gestohlen, und hat mich in der Nacht heimlich gespritzt und die französische Ärztin hat mich gerettet. Dann habe ich aber die Akne gekriegt, dann war mit der Blutung aus, dann war ich voll Akne. Habe ich die Dippel gehabt ganz voll, habe ich überall gehabt, unter dem Arm, die Schenkel, ich war ganz entstellt, der Körper war auch so geschwächt, gell. Dann habe ich die Akne gekriegt und dann hat es plötzlich geheißen, da war ich noch gar nicht gesund, noch fest krank, ja wir brauchen dringend Platz, hinaus. Da war ich drei Wochen drin, die meiste war ich ja wohl im Revier. Dann hat es geheißen, vortreten vor dem SS-Arzt, hast auch nicht hineindürfen, sind wir so vorbei spaziert, nackt, ich mit meine Pickel, alles voll Akne, hat er nur so getan, arbeiten, arbeiten, nur zur Arbeit. Bin ich nackt wieder an meiner Maschine gelandet, nicht nackt, krank.
Ich habe wohl neben mir in der Baracke eine Französin gehabt aus Elsass-Lothringen, mit der schreibe ich mich heute noch. Aso? ja, die sehr intelligent war, sie war halt ein achtzehn Jahre altes Drindl, die ist auch deshalb verhaftet worden wegen ihre zwei Brüderh, die draußen im Widerstand in Frankreich geharbeitet haben, die haben dort dasselbe gemacht wie da, ist ja klar, es war ja dasselbe Regime, weil dass sie, die haben eingesperrt, weil sie die nicht preisgegeben haben. Also die, mit der hab ich ja auch meine Pakete geteilt, mit der Anni und mit der Odette, und mit der Odette schreib ich mich heute noch. […] Die hat gearbeitet in der Effektenkammer im alten Lager, und ich hab im Oktober, November, wo es schon sehr sehr kalt war, keine Unterwäsche gehabt, kein Hosale, kein Schlüpfer, keine Strümpfe, wir haben nur diese Holzbpantinen gehabt, diese Zockln oder Holzpantinen, und ich hab, ich hab so gefroren, alle hamma gefroren, aber es war furchtbar […] Ich bin zu einer Zeit ins Lager gekommen, wo des Lager überfüllt war, wo es überhaupt keine Häftlingsgewänder mehr gegeben hat, da hat man einfach in den Nähstuben und angefertigt von den Zivilhäftlingen, von diese Kleider, im Sommer hab ich so eine Kleidung gehabt, hab ich so eine Kutten, die zum Boden, bis zum Boden lang war, hat man einfach, war das Kleid rot, an schwarzen oder an Ding, ein Kreuz hinten auf den Rücken raufgemacht und innen aufgeschnitten, das aufgenäht und innen das Kleid aufgeschnitten, das heißt, du konntest es nicht abtrennen, weil dann is das Kleid hin, so warn wir als Häftlinge gekennzeichnet, und diese Odette hat in der Effektenkommer gearbeitet und hat auf Lebensgefahr hin, eigentlich wär ich erfroren, glaub ich, wenn die für mich nicht gestohlen hätt.
Anna Borst musste in der Schneiderei am Fließband arbeiten.
du bist da hineingepresst, du, du hast ja gar, du darfst ja gar nicht einmal deinen Mund aufmachen oder irgendeine Bitte ausprechen oder irgendetwas, du hast dich zu fügen und und auf dieses grenzenlose Ungewisse auf dich zukommen lassen, du kannst ja nicht das, ich war nicht organisiert, ich war wohl politisch rege, aber mei, die meisten, mit denen ich gearbeitet hab, links und rechts von mir, das waren Ausländerinnen, die kaum deutsch gesprochen haben, waren Russinnen drin, die vier Jahre schon eingsperrt waren, die haben gebrochen deutsch gsprochen, da habe ich mich wohl zu erkennen geben, die haben ja alle Tage gewartet, daß die Brüder kommen.
Die Soldaten der Roten Armee befreiten Ende April 1945 das Lager.
Mehrheitlich waren die Frauen von der SS zuvor auf sogenannte „Evakuierungsmärsche“ geschickt worden, nur die Kranken wurden zurückgelassen.
Anna Borst konnte sich im Lager verstecken.
sie haben ja dann die Evakuierungen gemacht. Sie wollten nicht, dass der Russe das voll besetzte Lager übernimmt. Sie haben dann aufgerufen, alles fertigmachen zum Abtransport, ja wir haben gedacht, naja so, wohin werden denn die mit uns gehen. […] Und der erste Russe, der das Lager betreten hat, den haben sie überfallen, den haben sie ja fast zerdrückt. Die Russen-Studentinnen haben den russisch begrüßt, die haben den Soldaten fast erwürgt und abgehalst, er hat nur müssen in Abwehrstellung gehen. […] die haben gesagt, also wir sind Heldinnen, wir sind große Heldinnen, die sich gegen so ein Machtregime erhoben haben, also wir sind Heldinnen. Da haben wir was zu Essen gekriegt, weil wir haben ja immer noch gehungert, gell. Auf einmal soviel Essen habe ich ja Furunkel gekriegt, und meine Hände sind geschient worden und da machst ja allerhand mit. Dann bin ich aber erst am 20. August heimgekommen. An jenem Tage, wo ich ahnungslos war, wo die Überreste meines ermordeten Mannes beerdigt wurden, an dem Tag bin ich heimgekommen. […] Die Befreiung ist da, na also, jetzt sind wir in unsere Blocks zurück und hoch erfreut, die Jochmann ist auch erschienen, zurückgekommen, und die Jochmann hat sofort organisiert gehabt einen Befreiunskaffee, hat es geheißen, in einer Stube, in einer Häftlingsstube haben wir da, haben wir Tische zusammengestellt, Stühle zusammengetragen, ‚die Horde is weg! Die Russen sind, die Horde ist weg, wir haben üßberlebt‘, haben wir geschrieben. Und da haben wir Tische zusammengestellt und da hat, da waren ein paar Österreicherinnen, aber mehr Tschechinnen und Polinnen, und ich war jedenfalls dort dabei und die Jochmann war dort dabei und da hat es geheißen, es gibt einen Kaffee, und jede hat ein Rotes Kreuz-Paket gekriegt, vom schwedischen Roten Kreuz, und da waren Schnitten drinnen, in so Dosen, und da haben wir gegessen und da ist hinter mir eine zusammengefallen, eine Villacherin, die ist gestorben, die hat das nicht, ja, die ist am Befreiungstag gestorben, ja, auf den Strohsack niedergefallen, die hat das nicht überlebt, ja, und die haben wir dort eh gleich niedergebettet und gewusst, dass sie, es ist aus.
Rosa Jochmann und Friedl S. organisierten den Rücktransport der Österreicherinnen nach Wien. Im Schloss Wilhelminenberg fanden sie eine vorübergehende Bleibe.
Nach sechs Wochen fühlten sich die Kärntnerinnen kräftig genug, um den Weg nach Hause fortzusetzen.
Einen Reisebus und da waren Transparente drauf, ‘Kommt heim nach Wien!’, ‘Wien begrüßt euch’. Wir haben geschrieen, wie wir den Lastwagen und den Bus sehen, wie die Verrückten, ist die Jochmann gekommen, sagt sie: ‘Dirndlan, ich führ euch heim’. Wir haben geweint, wir sind uns in den Armen gehängt, haben geweint, das war unsere Rettung, und ich bin in dem Autobus gesessen, wo die Jo=, ich bin nicht im Lastwagen gesessen, hab das wieder das Glück gehabt durch meine Erkrankung, dass ich in dem großen Bus gesessen bin. […] Wir sind zu Fuß vom Wilhelminenberg bis zur RAWAG gegangen, wollten Grüße durchgeben, keine Verbindung in Kärnten, dann haben sie gesagt, bleibt gleich in der russischen Zone da, haben sie gesagt, in Kärnten sind die Engländer. Haben wir gesagt, das ist ja wurscht, wer das besetzt, das ist ja unsere Heimat, wir können ja überall nur gut behandelt werden. Dann sind wir zu Fuß über den Semmering gegangen, das waren vier Tage. Und bis Unzmarkt sind wir zu Fuß gegangen, in Unzmarkt hat uns erst ein englischer Sanitätszug aufgenommen und der hat uns bis Klagenfurt gebracht, ist nirgends stehengeblieben, waren alles Verwundete in dem Zug. In Klagenfurt hat er uns, die Ferlacher und mich, halt ausgelassen und habe ich in Klagenfurt keinen Bahnhof gefunden, war alles bombardiert. Und dann bin ich in das Haus, wo ich meinen Mann habe versteckt gehabt, in die Villa, haben alle geschrien, Maria, die Knes Anni lebt, die kommt bei der Tür herein. Und ich war mit der Tochter so befreundet, und mein Gott, die waren ganz weg. Meine erste Frage, wo ist der Hubert, mein Gott, wir wissen nichts von ihm, da habe ich gewusst, aus.
Und ich bin ins Bauernhaus hineingegangen. Nie gedacht, dass ich das wiedersehe mein Elternhaus, bin hereingegangen, da sind zwei Hausflure, eins unten, eins da, so eine Ladn sagt man zum Durchgehen ein Gang. Ich bin bei der unteren Türe herein und links war die Küche und meine Mama, das war am 20. August 45, ist beim Küchenherd, das war noch so ein alter gemauerter Küchenherd im Bauernhaus, die hat dort was gekocht, und ich bin leise bei der Türe hinein und ich bin bei der Küchentüre gestanden, die war offen, auf einmal dreht sich die Mama um, dann sieht sie mich, ist ihr der Kochlöffel und alles hinuntergefallen. Und hat sie geschrien, um Gottes Willen, hat sie geschrien, mein Kind lebt die Anni, die Anni lebt hat sie so laut geschrien, ist der Vater da wo unser Haus steht am Kogel gestanden, hat er gedacht, was ist denn im Haus los, die Mama schreit drinnen, ist er hineingekommen, hat er mit uns mitgeschrien. Weil sie alle Kinder verlieren, die Eine kommt doch heim, gell. Um Gottes Willen, die Anni lebt, und dann haben sie mir erst gestanden, wie wir in der Küche gesessen sind, ein so ein schwermütiges Wiedersehensgespräch gehabt haben, haben sie mir gesagt, sie sind vom Begräbnis vom Hubert gekommen, waren alle schwarz angezogen.
Und ich bin ins Bauernhaus hineingegangen. Nie gedacht, dass ich das wiedersehe mein Elternhaus, bin hereingegangen, da sind zwei Hausflure, eins unten, eins da, so eine Ladn sagt man zum Durchgehen ein Gang. Ich bin bei der unteren Türe herein und links war die Küche und meine Mama, das war am 20. August 45, ist beim Küchenherd, das war noch so ein alter gemauerter Küchenherd im Bauernhaus, die hat dort was gekocht, und ich bin leise bei der Türe hinein und ich bin bei der Küchentüre gestanden, die war offen, auf einmal dreht sich die Mama um, dann sieht sie mich, ist ihr der Kochlöffel und alles hinuntergefallen. Und hat sie geschrien, um Gottes Willen, hat sie geschrien, mein Kind lebt die Anni, die Anni lebt hat sie so laut geschrien, ist der Vater da wo unser Haus steht am Kogel gestanden, hat er gedacht, was ist denn im Haus los, die Mama schreit drinnen, ist er hineingekommen, hat er mit uns mitgeschrien. Weil sie alle Kinder verlieren, die Eine kommt doch heim, gell. Um Gottes Willen, die Anni lebt, und dann haben sie mir erst gestanden, wie wir in der Küche gesessen sind, ein so ein schwermütiges Wiedersehensgespräch gehabt haben, haben sie mir gesagt, sie sind vom Begräbnis vom Hubert gekommen, waren alle schwarz angezogen.
Wie lebt man mit so einer Vergangenheit?
Ja, wie lebt man mit so einer Vergangenheit, das kann ich Euch sagen, das habe ich aufgenommen und das lässt sich nicht ändern und ich bin dadurch natürlich anders geworden als wie jeder andere Mensch, und wenn meine eigenen Geschwister mich nicht verstehen können, und wir dieses Thema gar nie berühren, weil sie das nicht interessiert, hat mir auch nie jemand einmal ein, was die Eltern geschrieben haben einen Gruß von den Geschwister, im Gegenteil.
Meine Geschichte ist eine lange Geschichte un dich habe das alles überlebt, da war ich 29 Jahre alt, ich war gut angestellt, natürlich bin ich auch nicht allein geblieben, und hab dann den Vater von meinem Sohn kennengelernt, und asu der zweiten Ehe ist eben, hab ich das Glück, einen Sohn zu haben, so muss ich sagen, weil der steht auf der Mutti-Seite hundertprozentig.