Antonia Bruha

Antonia BRUHA, geb. Spath
Geboren am 1. März 1915
Verfolgungsgrund: Tschechischer Widerstand
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Biografische Daten
Antonia Bruha mit ihrer Familie 1947



Antonia Bruha (Mitte) mit Berta Lauscher (rechts) und Rosa Jochmann (links) in den 80er-Jahren (Quelle: Privatarchiv von Antonia Bruha)
Widerstand im Ständestaat
Antonia Bruha, meist „Toni“ genannt, kam während des Ersten Weltkrieges zur Welt. Sie besuchte eine tschechische Schule (ihre Mutter stammt aus Südböhmen), später war sie im „Tschechischen Arbeiterturnverein“ aktiv. Toni Bruha wollte Sprachen studieren, musste jedoch auf Geheiß ihrer Mutter eine Lehre als Friseurin und Schönheitspflegerin absolvieren. Mit ihrem Mann (Heirat 1935), der im Turnverein Vorturner war, war sie bereits gegen das Schuschnigg-Regime im Widerstand aktiv. Um das Haushaltseinkommen aufzubessern (das Einkommen als Friseurin war gering, der Mann arbeitslos und ausgesteuert – d.h. er erhielt keine Arbeitslosenunterstützung mehr), schrieb Toni Bruha auch für die „Tschechische Arbeiterzeitung“ (und spätere „Wiener Zeitung“).

Wiener TschechInnen gegen das NS-Regime
Ab 1938 engagierte sie sich in einer großen tschechischen Widerstandsorganisation rund um Alois Houdek. Toni Bruha schrieb und verteilte Flugblätter und beteiligte sich an Sabotageaktionen. Im Frühjahr 1941 begannen die Verhaftungen von Mitgliedern dieser Widerstandsgruppe, von schließlich 100 Festgenommenen überlebten 69 nicht. Antonia Bruha selbst wurde 1941, drei Monate nach der Geburt ihrer Tochter, verhaftet. Das Kind wurde ihr beim Verhör auf der Gestapozentrale entrissen, Toni oftmals verhört und geschlagen. Nach einem Jahr Gefangenschaft auf der Rossauerlände und im Bezirksgefängnis Schiffamtsgasse, viele Monate davon in Einzelhaft, wurde sie im September 1942 nach Ravensbrück überstellt.

Im KZ Ravensbrück
Anfangs musste sie Loren schieben und in der Schneiderei arbeiten, bald hatte sie jedoch als Revierläuferin (unter den SS-Ärzten Rosenthal und Treite) eine wichtige Position inne, die sie für ihr Engagement im illegalen internationalen Lagerkomitee nützte. Toni Bruha war beispielsweise an der Rettungsaktion von Toni Lehr, Gerti Schindel und Edith Wexberg beteiligt. Die drei für die Hinrichtung vorgesehenen Häftlinge wurden von Mithäftlingen monatelang versteckt. Eine Häftlingsärztin operierte zwei von ihnen die in Auschwitz-Birkenau eintätowierte Nummer heraus. So konnten sie als Französinnen getarnt mit dem Schwedischen Roten Kreuz aus dem Lager geschmuggelt werden. Am 28. April 1945 gelang Toni Bruha die Flucht vom Evakuierungsmarsch. Nach der Rückkehr nach Wien arbeitete sie knapp zehn Jahre als Übersetzerin bei Radio Wien für die „Russischstunde“.

Gegen das Vergessen
Sie war Gründungsmitglied der Lagergemeinschaft Ravensbrück (1947), bis März 2005 deren Kassierin. Bereits in den 1960er Jahren begann sie ihre Tätigkeit als Zeitzeugin in österreichischen Schulen, sie schrieb Beiträge in verschiedenen Büchern und eine Autobiographie („Ich war keine Heldin“). In ihrer über 30-jährigen ehrenamtlichen Tätigkeit am Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW) hat sie das dortige sogenannte „Ravensbrück-Archiv“ aufgebaut und betreut. Bis zu ihrem Tod am 26. Dezember 2006 war Antonia Bruha aktives Mitglied in der Lagergemeinschaft Ravensbrück.

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