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ÖsterreicherInnen im KZ Ravensbrück
Frauen
Männer
Tabelle: Haftgrund nach Geschlecht

ÖsterreicherInnen im KZ Ravensbrück
Die im Folgenden angeführten Zahlen beziehen sich auf die quantitative Auswertung der vom IKF durchgeführten Namentlichen Erfassung von ÖsterreicherInnen im KZ Ravensbrück. [1] Insgesamt konnten 2.713 Frauen und Männer recherchiert werden. Nicht zu allen Personen liegen sämtliche Daten vor; die statistischen Auswertungen betreffen daher oft eine kleinere Anzahl.

Frauen
Von den 2.713 in Ravensbrück inhaftierten Personen waren 2.446 (90,2%) Frauen. Ausgehend von einer Gesamtzahl von 123.000 weiblichen Häftlingen [2] wären demnach mindestens 2% aller Inhaftierten Österreicherinnen gewesen. Österreicherinnen wurden in den Zugangsbüchern des KZ Ravensbrück als Angehörige des Deutschen Reiches geführt. Es lagen daher bislang keine Zahlen vor, wie viele Österreicherinnen sich darunter befanden. Unseren Berechnungen und Recherchen zufolge dürfte der Anteil der Österreicherinnen unter den Reichsdeutschen Häftlingen ca. 11% betragen haben. [3]

Von 2.145 Frauen kennen wir den Haftgrund. Fast die Hälfte (45,2%) aller Österreicherinnen wurde als „Politische“ kategorisiert, darunter befanden sich viele, die wegen „Verbotenem Umgang“ inhaftiert waren (7,8%). Die zweitgrößte Gruppe – mit knapp einem Drittel (32,6%) – waren die als „Zigeunerinnen“ Verfolgten. Verhältnismäßig klein, aber die drittgrößte Gruppe, waren die „Jüdinnen“. Ca. 15% der inhaftierten Österreicherinnen in Ravensbrück wurden als Jüdinnen verfolgt. (Siehe Tabelle unten)

Männer
267 Österreicher, das sind 9,8% aller erfassten ÖsterreicherInnen, waren im Männerlager des KZ Ravensbrück inhaftiert. Bezogen auf alle 19.600 Häftlinge im Männerlager betrug der Anteil der Österreicher etwas mehr als 1%. Auch die Österreicher wurden im Zugangsbuch als Deutsche geführt. Nun kann erstmals gesagt werden, dass mindestens 7% der 3.800 Reichsangehörigen [4] , Österreicher waren. Die Haftgründe bei den Männern verteilen sich überwiegend auf drei fast gleich große Gruppen: Nahezu 28% der Männer wurden als Juden verfolgt, 27% als „Politische“ und 23% als „Roma/Sinti“ (siehe Tabelle unten). Im Vergleich zu den Frauen ist der Anteil der wegen vermeintlicher „Asozialität“ oder „Kriminalität“ Inhaftierten wesentlich größer.

Tabelle: Haftgrund nach Geschlecht [5]

Haftgrund Frauen Männer Gesamt
Anzahl Prozent Anzahl Prozent Anzahl Prozent
Politischer Widerstand 971 45,2% 66 27,0% 1.037 43,4%
Roma/Sinti 700 32,6% 56 23,0% 756 31,6%
Jüdin/Jude 323 15,1% 68 27,9% 391 16,4%
Vorwurf Asozialität 122 5,7% 25 10,2% 147 6,2%
Vorwurf der Kriminaltät 119 5,5% 32 13,1% 151 6,3%
Zeuge/Zeugin Jehovas 102 4,8% 8 3,3% 110 4,6%
Gesamt 2145 108,9% 244 104,5% 2389 108,5%


[1] Vgl. im Folgenden Helga Amesberger, Brigitte Halbmayr, ÖsterreicherInnen im KZ Ravensbrück. Quantitative Auswertung der Datenbank (unveröffentlichter Forschungsbericht, Wien 2012).
[2] Bernhard Strebel, Das KZ Ravensbrück. Geschichte eines Lagerkomplexes (Paderborn 2003) S. 179f.
[3] Laut einer Berechnung von Monika Herzog und Bernhard Strebel waren 18,16% aller weiblichen Inhaftierten in Ravensbrück Deutsche Reichsangehörige. Legt
man die Gesamtzahl der Häftlinge zugrunde (rund 123.000), wären demnach 22.336 Deutsche Reichsangehörige inhaftiert gewesen. Vgl. Monika Herzog, Bernhard Strebel, Das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück. In: Claus Füllberg-Stolberg, Martina Riebe, Martina Scheitenberger (Hg.), Frauen in Konzentrationslagern.
Bergen-Belsen – Ravensbrück (Bremen 1994) S. 13-26.
[4] Bernhard Strebel, Das Männerlager im KZ Ravensbrück 1941 – 1945. In: Dachauer Hefte. Studien und Dokumente zur Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, 14. Jg., Heft 14 (November 1998) S. 141-174.
[5] Bei einigen wenigen Verfolgten wurden Mehrfachnennungen beim Haftgrund berücksichtigt; die Spaltenprozentsummen betragen daher mehr als 100 Prozent.

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