Maria Berner


Bildbeschreibungs-TextMaria BERNER
Geboren am 24. Juli 1904
Verfolgungsgrund: Kommunistischer Widerstand
Link zum Filmportrait
Biografische Daten



Familienfoto Anna Hand, Tochter Ilse und Maria Berner (Quelle: Privatarchiv von Maria Berner)


Gestapo-Aufnahmen von Maria Berner (Quelle: Privatarchiv von Maria Berner)


Amtsbescheinigung von Maria Berner (Quelle: Privatarchiv von Maria Berner)

Gewerkschafterin und Nazi-Gegnerin
Maria (Mitzi) Berner kam in Wien zur Welt, besuchte die Pflichtschule und arbeitete in einem Heilmittelinstitut. In diesem Betrieb war sie Betriebsrätin und als Nazi-Gegnerin bekannt:
„Es war auch für mich nicht schön, es waren Betriebsversammlungen, und da hat man gehört: ‚Heil Hitler‘, und den Hitler reden, und alle sind aufgestanden und haben ‚Heil Hitler‘ [gerufen], und ich bin gesessen und habe die Hände im Sack gehabt. Und das war für mich auch nicht schön, muss ich sagen. Das war kein gutes Gefühl. Und die Männer und alle haben auf mich geschaut: ‚Was macht denn die?‘ Ich war alleine.“
Am 22. August 1939 wurde Maria verhaftet, es folgte ein Prozess:
„Ich war ja nie ein Kommunist, ja? Also das waren Kommunisten, und ich habe aber gesagt: ‚Passt auf, ich bin kein Kommunist, aber ich arbeite trotzdem mit euch, illegal, [weil] wir haben die gleiche Linie, wir wollen das gleiche Ziel verfolgen, gegen die Nazis arbeiten wir alle, da arbeite ich mit euch mit. Aber ich bin kein Kommunist und ich will auch kein Kommunist sein. Auf gewerkschaftlicher Basis arbeite ich mit euch.‘ Und so bin ich eigentlich als Kommunist eingesperrt worden, und zwar war das Urteil ‚Hochverrat‘, und ‚kommunistische Umtriebe‘ hat das geheißen. Also da bin ich verurteilt worden zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus, und sechs Jahren Ehrverlust.“
Nach zwei Jahren Gefängnishaft in Wien und Krems wurde Mitzi Berner ins Zuchthaus Aichach in Bayern überstellt, wo sie bis Sommer 1943 inhaftiert war.

Widerstand im KZ
Ab August desselben Jahres war Mitzi im Konzentrationslager Ravensbrück unter der Häftlingsnummer 21793 registriert, wo sie im Arbeitseinsatz arbeiten musste. Das hieß, sie hatte Listen über die Zuteilung der Häftlinge zu Arbeitskommanden zu führen. Mitzi Berner erfuhr durch diese Tätigkeit auch, welche neuen Häftlinge ins Lager kamen und welche von ihnen besonders gefährdet waren. Diese Arbeit ermöglichte es ihr, einzelnen Häftlingen zu helfen. Sie engagierte sich im illegalen internationalen Widerstandskomitee im Lager. Gemeinsam mit anderen rettete sie so auch Gerti Schindel, Edith Wexberg und Toni Lehr. Diese drei Frauen wurden von der SS gesucht und sollten hingerichtet werden. Mithäftlinge, darunter auch Mitzi Berner, versteckten die drei Frauen und schleusten sie – getarnt als französische Häftlinge – in einen Evakuierungstransport des schwedischen Roten Kreuzes.

Am 30. April 1945 gelang Mitzi Berner während des Evakuierungsmarsches die Flucht.

Rückkehr
Sie kehrte nach Wien zurück; aufgrund der gesundheitlichen Schäden durch Inhaftierungen und Zwangsarbeit war sie fortan arbeitsunfähig. Sie lebte in Lebensgemeinschaft mit der Ravensbrück-Überlebenden Anna Hand, gemeinsam adoptierten sie die 1946 geborene Ilse:
„Die Anna hat in der Partei gearbeitet, sie hat dann die Küche geleitet und alles Mögliche. Und ich habe dann das Kind gehabt zu Hause. Ich habe gleichzeitig um die Adoption eingereicht, und man hat mich abgewiesen, und zwar mit der Begründung, man kann mir kein Kind anvertrauen, nachdem ich eine Zuchthäuslerin bin. So. Also sind unsere ganzen KZ-ler, auch die Männer sind aufmarschiert vor dem Haus und haben einen Krawall gemacht, noch und noch. Und wir haben einen Anwalt gehabt, das war ein Sozialist, der hat gesagt: ‚Statt dass man den Frauen hilft, die gekämpft haben für Österreich, dass man der weiterhilft!‘, also mit einem Wort, der hat das ins Rollen gebracht. Ja, dann ist das ganz schnell gegangen.“
Maria Berner verstarb am 16. August 2000 im Alter von 96 Jahren in Wien.